Naturheilkunde für Pferde Martina Liepold

Zuckerkügelchen sind in aller Munde…

Heute liest man in jeder Frauen- und mittlerweile auch Pferdezeitschrift über Homöopathie. Dabei wird diese Naturheilmethode einmal angepriesen als Wunderheilmethode für jedes Leiden ganz ohne Nebenwirkungen, um im nächsten Bericht die Wirkung als nur in der Einbildung überbesorgter Pferdehalterinnen existierend darzustellen.

Was ist nun dran an den teils euphorischen, teils niederschmetternden Berichterstattungen?

Hier ein paar Informationen, Hintergründe und Gedanken dazu…

Homöopathie = Hilfe zur Selbsthilfe?
Die Homöopathie möchte nicht schnell (und bequem) Symptome bekämpfen und dabei womöglich die Ursache einer Krankheit im verborgenen lassen, was ein erneutes Auftreten der Symptome nach einer Weile zur Folge haben könnte.

Der Organismus soll vielmehr dazu gebracht werden, mit den Symptomen „selber klar zu kommen“. Das homöopathische Mittel wirkt lediglich als Stimulanz für das innere „Immunsystem“.

Stellen Sie sich vor, wie sie beim Billard bei Spielbeginn die weiße Kugel in den Pulk von Billardkugeln stoßen, die daraufhin in alle Richtungen kullern! Mit dem richtigen Stoß am Anfang geraten die Kugeln auf dem Tisch so in Bewegung, wie der routinierte Spieler es möchte. Genauso soll das Globuli des sorgfältig ausgewählten homöopathischen Arzneimittels im Körper Prozesse anstoßen, die (bei richtiger Mittelwahl) zur Heilung führen…

Aber wie findet man jetzt das richtige Arzneimittel?

Arzneimittelbild

Jedes homöopathische Mittel besitzt eine genaue „Beschreibung“, welche wir Arzneimittelbild nennen. Dieses Arzneimittelbild wurde bei Tests an gesunden Menschen „erforscht“: Um herauszufinden, welche Ur-Substanz (= Wirkstoffe aus Pflanzen, Mineralien oder auch Tieren) welche Symptome hervorrufen würde, haben gesunde Menschen diese Ur-Substanzen zu sich genommen (sogenannte Arzneimittelprüfung). Die nach der Einnahme auftretenden Symptome wurden gesammelt und fest gehalten.
Diese Symptom-Sammlungen sind ständig erweitert worden und gewachsen. 

„Ähnliches mit Ähnlichem heilen“

Die Arzneimittelbilder hat man zusammen gestellt, da erkannt wurde, dass man „Ähnliches mit Ähnlichem heilen“ kann, dieses ist der Hauptgrundsatz der Homöopathie!
So scheint sich der Körper häufig mit Krankheitssymptomen zu arrangieren und kämpft nicht dagegen an. Gibt man nun eine Arznei, die laut festgehaltenem Arzneimittelbild die Symptome hervorbringt, die der Kranke zeigt, ist das homöopathische Arzneimittel in der Lage die „Selbstheilungskräfte“ zu wecken, um den Körper nochmals auf die Krankheit „aufmerksam zu machen“…

Erst durch die Gabe des Arzneimittels, dass genau auf die Vielzahl der Symptome eines Patienten zutrifft, wird also die Heilung angestoßen und so „Ähnliches mit Ähnlichem geheilt“.

Potenzierung
Die Potenzierung gibt den Verdünnungs- und Verschüttelungsgrad an, mit der die Ur-Substanz aufbereitet wurde. Durch die unterschiedliche Aufbereitung kann der Therapeut differenzieren, wie stark der Reiz durch das homöopathische Mittel auf den Körper sein soll, damit der jeweilige kranke Organismus reagieren kann.

Ist schon die Auswahl des richtigen Arzneimittels aufgrund der Vielzahl der vorhandenen Mittel außerordentlich diffizil, so ist der Einsatz der im jeweiligen Fall angebrachten Potenzierung für den ungeübten Therapeuten oder gar Laien schlicht unmöglich. Dies gelingt nur mit großer Erfahrung, wobei auch geübte Therapeuten hier stets dazu lernen.

Die gängigsten Potenzen sind C- und D-Potenzen:
C-Potenzen haben eine tiefgreifendere und länger andauernde Wirkung als D-Potenzen. Sie wirken mehr auf die Psyche, die Wirkung von D-Potenzen ist eher auf der körperlichen Ebene.
Hinter dem Buchstaben (C oder D) ist jeweils noch eine Zahl angegeben: Je höher die Zahlen hinter dem C- oder D, desto mehr Vorsicht ist bei der Anwendung geboten (z.B. D12, D200).

Spezielle Schwierigkeit bei der Mittelfindung für das Tier

Die Homöopathie ist aufgrund von Erfahrungen und Beobachtungen beim Menschen entstanden (s.o.). Die Arzneimittelbilder beinhalten so fein unterscheidbare Symptome, die wir auf das Tier nur sehr schwer übertragen können.
So ist es z.B. unmöglich die Schmerzqualität zu unterscheiden, es ist uns nur möglich zu beobachten, dass ein Pferd Schmerzen hat (schon das ist nicht immer leicht), ob der Schmerz nun ziehend, reißend, pulsierend, stechend oder ähnliches ist, können wir bei unseren Pferden nicht erahnen. Und gerade dies sind wertvolle Informationen bei der erfolgreichen Mittelfindung.

Hinzu kommt die Gefahr, dass Reaktionen von Tieren gerne vermenschlicht und dann nach subjektivem Empfinden „übersetzt“ werden. Gerade die Tatsache, dass ein Tiertherapeut darauf angewiesen ist, was ein Patientenbesitzer über sein geliebtes Tier berichtet, macht die homöopathische Behandlung von Tieren so überaus schwierig und komplex, dass sie unbedingt in erfahrene Hände gehört. Noch schwieriger gestaltet es sich will man sein eigenes Tier therapieren, das überlassen aus diesem Grunde auch erfahrene Therapeuten gerne einem Kollegen ihres Vertrauens…

Vor jeder homöopathische Behandlung ist daher eine ausführliche und gründliche Untersuchung und Befragung nötig, bei der es für den Tiertherapeuten auch gilt, die Beziehung zwischen Tier und Tierhalter zu ergründen, um die Aussagen des Patientenbesitzers über sein Tier richtig einschätzen zu können.

Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Tierheilpraktiker!

In diesem Zusammenhang abschließend ein paar Zeilen zu dem angeblichen nebenwirkungsfreien Allheilmittel Homöopathie…


Ein kranker Körper kann bei weitem nicht so viele Reize verkraften wie ein gesunder Körper. Das „Ausprobieren“ von homöopathischen Mitteln und somit das Setzen immer neuer Reize kann den Organismus noch zusätzlich schwächen.

Wie oben erwähnt: Jedes Mittel erzeugt Symptome. Das falsche Mittel erzeugt neben dem bereits vorhandenen Krankheitsbild noch zusätzliche Symptome statt eine Linderung zu bringen, was den kranken Organismus immer schwächer und somit immer unfähiger macht, Kräfte für die Heilung aufzubringen.
Um bei dem eingangs beschriebenem Bild zu bleiben: Immer mehr in unterschiedliche Richtungen manuell angestoßene Billardkugeln verursachen ein heilloses Durcheinander, Kugeln, die bei einem gekonnten „Anstoß“ den richtigen Weg genommen hätten, werden von aus der falschen gestoßenen Richtung Kugeln daran gehindert…

Homöopathie erscheint aufgrund der Vielzahl der auf dem Markt befindlichen Bücher doch so einfach in der Handhabung… Dennoch möchte ich dringend davon abraten, nach dem Konsumieren eines dieser Werke wahllos in Eigenregie drauf los zu therapieren.
 

Was nicht bedeutet, dass man als Tierhalter nicht auch sinnvoll homöopathische Mittel beispielsweise in der Notfallapotheke anwenden kann.


Was also kann der Tierbesitzer selber tun?

Wer interessiert ist und sich in das Thema einarbeiten möchte, dem empfehle ich zunächst mit den Schüssler Salzen zu beginnen. Nicht anders habe ich es getan, als ich vor Jahren zur Naturheilkunde und damit zur Homöopathie gekommen bin… Hier gibt es eine überschaubare Anzahl von Mitteln, deren Arzneimittelbilder und Wirkungsweisen leicht begreifbar sind. Hier sind in der Vergangenheit ebenfalls Bücher herausgegeben worden, die sich speziell mit Tieren befassen und die Arzneimittelbilder mit tierspezifischen Symptomen schildern.

Die auf dem Markt befindliche (Tier-)Homöopathie-Literatur bitte ich mit dem Wissen im Hinterkopf zu lesen, dass es so einfach, wie uns manche Bücher die Heilung von den üblichen Pferdekrankheiten erscheinen lassen, nicht ist...
Wer einmal in ein umfangreiches Repertorium (z.B. Synthesis) oder eine ernst zu nehmende Materia Medica (z.B. die drei Bände von Mohinder Singh Jus) geschaut hat, dem wird das vielleicht schneller klar…Die Homöopathie ist eine Erfahrungs-Heilmethode. Zu Beginn der Anwendung dieser Heilmethode gehört auch ein intensives beschäftigen mit der umfangreichen Literatur, da gibt es allerdings leider keine „Bibel“, in der die richtigen „Kochrezepte“ für alle Pferde-Lebenslagen zusammengefasst sind. Arzneimittelbilder wollen erst einmal verstanden werden, um die Wirkung eines Mittels begreifen zu können. Und im Unterschied zu den Schüssler Salzen haben wir es hier einfach mit einer sehr großen Vielzahl von Mitteln mit feinsten Nuancen in den Arzneimittelbildern zu tun.

Wer erst einmal die Grundzüge der Homöopathie verstanden hat und sich entsprechend in das Thema eingelesen hat (auf Anfrage gebe ich gerne Buchtipps), der kann jedoch durchaus mit Homöopathie kleinere „Wehwehchen“ seines Pferde selbst in den Griff bekommen oder es zumindest unterstützen.

Seminar

Ich biete hierzu einen Vortrag an, nach dessen Besuch jeder Teilnehmer in der Lage ist bei den täglich vorkommenden Standardsituationen im Stall richtig zu handeln oder zumindest bis zum Eintreffen eines erfahrenen Therapeuten oder Tierarzt homöopathische Akutmittel richtig einzusetzen.Termine hierzu werden auf dieser Seite unter „Aktuelles“ bekannt gegeben. Gerne komme ich auch zu Ihnen in den Stall/Verein und halte dieses Seminar „exklusiv“ für Sie und Ihre Stallkollegen. Termin- bzw. Preisanfragen bitte an:

martina.liepold@naturheilkunde-fuer-pferde.de

Um den gesetzlichen Anforderungen zu genügen, geben wir folgenden Hinweis: Die auf dieser Webseite beschriebenen naturheilkundlichen Therapien sind wissenschaftlich umstritten und werden von der Lehrmedizin nicht anerkannt. Diese Internet-Seiten dienen unter Anderem der allgemeinen Information über diese Therapie-Formen. Sie dienen nicht der Erteilung medizinischer oder anderer Ratschläge oder Anweisungen, und sollten nicht als solche verstanden werden. Bei weitergehenden Fragen sollten sie sich immer bei allen zur Verfügung stehenden Quellen informieren, z.B. auch bei ihrem Tierarzt.